Als der BDB im Mai 2021 sein Positionspapier zum klimagerechten Planen und Bauen, den BDB-Klimabauplan, veröffentlichte, wurden die Forderungen und Umsetzungsvorschläge in der Bau- und Planungsbranche positiv aufgenommen und diskutiert. Womit damals auch im BDB wohl niemand gerechnet hat: Auch international findet das im Klimabauplan aufgestellte 10-Punkte-Programm des BDB Anerkennung!
Der BDB-Architekt Uwe Fickenscher aus dem oberfränkischen Hof/Saale reiste kürzlich zum wiederholten Male in die Mongolei. Eine seiner Mitarbeiterinnen ist die Architektin und Stadtplanerin Nomindari Enkh-Amgalan, die an der Architekturfakultät der Universität für Wissenschaft und Technologie in der mongolischen Hauptstadt Ulaanbaatar sowie der HEI-Universität in Lille studiert hat und über mehr als 15 Jahre Erfahrung im mongolischen Bausektor verfügt. Fickenscher selbst ist Experte für Solares Bauen und Plus-Energie-Gebäudekonzepte und hat mit seinen „Sonnenhäusern“, die den Energiebedarf für Gebäude überwiegend aus Solarenergie gewinnen, großen Erfolg. Dieses Konzept hatte er bereits auf früheren Reisen in die Mongolei dort ansässigen Planer:innen und deren Interessenvertretungen vorgestellt.
Auf der diesjährigen Reise besuchte Uwe Fickenscher im Rahmen eines durch das Bayerische bbw organisierten Seminares verschiedene Stationen wie das Ministerium für Bau und Stadtentwicklung der Mongolei, die Energieregulierungskommission und die Deutsch-Mongolische Technische Hochschule GMIT. Dort wurde auch der auf englisch und mongolisch übersetzte BDB-Klimabauplan vorgestellt und diente als Auftakt für eine Reihe weiterer Präsentationen und anschließender Expertendiskussionen. Die Themen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz, Green Building und Ressourcenschonung fanden großen Anklang unter den ortsansässigen Fachleuten und wurden durch Nomindari Enkh-Amgalan den mongolischen Teilnehmern vermittelt.
Uwe Fickenscher berichtet von einer hohen Dynamik und Motivation der Bauleute und vor allem auch der jungen Generation in Asien. Die Struktur im mongolischen Baubereich ähnelt der deutschen, mit Ministerien, Kammern und Verbänden sowie vielen einzelnen Büros und Unternehmen als Mitglieder der Verbände. Besonders interessant war laut Fickenscher der Austausch mit dem nationalen Bauverband MNCA aber auch mit dem gemischten Architekten- und Ingenieurverband MCDA, der die Zusammenarbeit verschiedener Ingenieursdisziplinen im Baubereich befürwortet. Ein Anliegen, das auch dem BDB sehr wichtig ist und sich in seiner gleichermaßen interdisziplinären Mitgliedschaft zeigt. Weltweit stellen sich komplexe Aufgabenstellungen im Baubereich, die sich nur durch eine gute fachübergreifende Zusammenarbeit lösen lassen.
Bei Gesprächen über nachhaltiges Bauen in der Mongolei stieß Fickenschers Team auf das traditionelle Gebäudemodell der Jurte (mongolisch: Ger), das seit Jahrtausenden effiziente Lösungen auch für das extremste Klima bietet und Antworten auf Fragen unserer Zeit gibt. Suffizienz, Kreislaufgerechtes Bauen, Einsatz von Naturbaustoffen und niedrigster CO2-Fußabdruck in der Ökobilanzierung können beispielhaft erfahren und erlernt werden. Außerdem wurden Erkenntnisse beim Test von Software für Gebäudemodellierung und energetische Simulationen gewonnen. Die Reise bestätigte auch den Erfolg von Fickenschers Seminar zur Solarenergie für Gebäude vor 5 Jahren. Mittlerweile wurden auch in der Mongolei zwei Sonnenhäuser gebaut. Die Verwendung von Solaranlagen zur Energieversorgung von Gebäuden ist in der Bauplanung angekommen.
Die Erfahrungen der Reise zeigen, wie wichtig es ist, der Vielfalt an unterschiedlichen Lösungsansätzen beim Klimaschutz im Baubereich einen verbindlichen Rahmen zu geben. Die bemerkenswerte Allgemeingültigkeit der Themen im 10-Punkte-Klimabauplan des BDB, die auch in der Mongolei greifen, ist dabei ein ermutigendes Zeichen. Es beweist sich, dass die komplexen Herausforderungen der Zukunft nur auf verschiedenen Ebenen, durch Verständigung und die bestmögliche Zusammenarbeit aller Disziplinen im Bausektor bewältigt werden können. Mit dem BDB-Klimabauplan als verbindendes Instrument eröffnen sich Perspektiven für zukünftige internationale Zusammenarbeit im Baubereich. Die globalen Probleme unserer Zeit können eben nur gemeinsam und länderübergreifend gelöst werden.