Text & Fotos: Dombauverein Speyer & BDB Landesverband Rheinland-Pfalz
Rechtzeitig vor Weihnachten konnte der Dombauverein ein neues Buch vorstellen. Das heißt, ganz neu ist es nicht, doch das 2005 erschienene Werk „Der salische Dombau zu Speyer“ des Architekten und Bauhistorikers Dr. Jörg Finkbeiner war seit längerem vergriffen. Der BDB Landesverband Rheinland-Pfalz sowie weitere Unterstützer ermöglichten nun eine Neuauflage dieses so kenntnisreich geschriebenen und reich illustrierten Buchs über die Erbauung des Doms.
Für den Dombauverein, der das Buch herausgebracht hatte, begrüßte dessen Vorstand Prof. Dr. Gottfried Jung die rund 90 Menschen, die zur Vorstellung in den Historischen Ratssaal der Stadt Speyer gekommen waren. Die Frage „Wie konnten die Menschen im Mittelalter solch ein gewaltiges Bauwerk überhaupt errichten?“ werde in dem Buch auf verständliche Weise beantwortet, sagte Jung. Daher sei es dem Dombauverein auch ein Anliegen gewesen, dass Buch wieder aufzulegen und damit den Dombau zu würdigen und zugleich für den Domerhalt zu werben. Der Dom strahle Ruhe und Beständigkeit aus und sei damit ein in dieser Zeit dringend benötigtes Bauwerk.
Pionierarbeit der Baugeschichte
Autor Dr. Jörg Finkbeiner zeigte in seiner Präsentation einzelne Seiten der Publikation und erläuterte seine Aussagen und bildlichen Darstellungen. Er begann mit der Gründungsgeschichte des salischen Doms und nahm auf Vorgängerbauten und weitere Gründungen von Salierkaiser Konrad II. Bezug. Dabei machte er deutlich, dass der Speyerer Dom, auch unter den anderen romanischen Domen Worms und Mainz, eine absolute Sonderstellung innehat. Als kaiserliche Basilika wurden hier etliche Pionierleistungen der Baugeschichte vollbracht, darunter das riesige Stufenportal, die durchgehende Überwölbung und die Gestaltung als Wegkirche mit dem Hauptaltar im Osten. Der gewaltige Steinbau stand dabei ohnehin in krassem Gegensatz zu den Flechthäusern, die sich in der Umgebung des Doms befanden, so Finkbeiner.
Einfach bauen!
Anschließend erläuterte Oliver G. Kleiner, Landesvorsitzender des Bundes Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure in Rheinland-Pfalz, wie der Verband, der selbst seit mehr als 20 Jahren Mitglied im Dombauverein ist, sich schnell für das Buchprojekt begeistern konnte. Der Dom sei mit seiner langen Geschichte ein Musterbeispiel für Nachhaltigkeit und entspräche damit den Zielen seines Berufsverbandes. „Die immerwährende denkmalgerechte Instandhaltung erhält die Baukultur“, sagte Kleiner und plädierte für eine Orientierung an früheren Baumeistern. In diesem Zusammenhang wies der BDB Landesvorsitzende auf das BDB Jahrbuch 2023-2024 mit dem Titel „Keep it simple! – Wie wir einfach bauen“ hin. „Wir müssen uns wieder auf einfache Bauweisen mit einem zurückhaltenden Einsatz von Technik besinnen“, appellierte der Diplom-Ingenieur.
Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Peter Eichhorn, Ehrenbürger von Speyer, sprach für die Dr. Bernhard Vogel Stiftung, die ebenfalls einen finanziellen Beitrag zum Neudruck geleistet hatte. Für ihn informiert das Buch wunderbar anschaulich den Dombau und erschließt auch das Leben derer, die den Dom gebaut haben.
CO2-neutraler Dombau
Joachim Becker, Vizepräsident der Architektenkammer Rheinland-Pfalz, stellte als Grund für die finanzielle Unterstützung die Vorbildfunktion des Doms in den Mittelpunkt. Während heutige Großbauten oft nur unter gewaltigem CO2-Ausstoß gebaut werden könnten, sei der Dom CO2 -neutral errichtet worden. Er würdigte den Gestaltungswillen der Baumeister, der sich in der beachtlichen Wirkung auf den Betrachter zeige, im Mittelalter wie heute.
Das Schlusswort hatte Weihbischof und Dompropst Otto Georgens. Für ihn zeige das Buch, wie wichtig die Arbeit jedes kleinen Handwerkers für das Zustandekommen des größten erhaltenen romanischen Doms der Welt gewesen sei.
Das Buch von Dr. Jörg Finkbeiner ist mehrsprachig verfasst (deutsch, englisch, französisch, italienisch) und ist bei der Dom-Info und den Speyerer Buchhandlungen erhältlich. Auf Wunsch kann es auch durch die Geschäftsstelle des Dombauvereins versandt werden.
Der Kaiser- und Mariendom zu Speyer
Bei der eindrucksvollen Präsentation von Dr. Finkbeiner entstand für die Gäste die romanische Kathedrale für Stück vor dem geistigen Auge der Zuhörer.
BDB-Landesvorsitzender Oliver G. Kleiner plädierte für eine intensivere Orientierung an früheren Baumeistern im Hinblick auf zukünftiges, ressourcenschonendes Bauen.
Prof. Dr. Dr. mult. h.c. Peter Eichhorn, Ehrenbürger von Speyer, freute sich über die vielen anschaulichen Darstellungen zum Dombau.
Weihbischof und Dompropst Otto Georgens war es vorbehalten, das Schlusswort zu sprechen.