Exkursion der Bezirksgruppe Würzburg-Bad Kissingen nach Aschaffenburg: Kunst am Mainbogen
Die Region Aschaffenburg hat traditionell einen etwas schweren Stand im Bundesland Bayern. Im südlicheren Teil wird es kaum als „Bayern“ wahrgenommen, kulturell und sprachlich eint die Menschen mehr mit dem benachbarten Frankfurt als mit München – oder sogar mit Würzburg. Dennoch ist sie Teil Bayerns und nachdem die BDB Bezirksgruppe Aschaffenburg in den letzten Jahren immer weiter geschrumpft ist, nahm die Bezirksgruppe Würzburg-Bad Kissingen die verbliebenen Mitglieder im letzten Jahr in ihre Reihen auf. So lag es für den Vorstand nahe, eine Exkursion an den Untermain zu organisieren und das 2022 neu eröffnete Christian Schad Museum zu besuchen, das der Stadt nicht nur kunstbezogen-kulturell, sondern der Innenstadt Aschaffenburgs mit der „Schadografie“ an der Fassade auch architektonisch einen neuen Akzent gibt.
Es freute mich als „Außenstelle des BDB Nordbayern“ sehr, als ich die Einladung der BG Würzburg-Bad Kissingen erhielt, bei der Exkursion in meiner Heimatstadt teilzunehmen.
Am Nachmittag des 11. Februar kamen die Würzburger BDB’ler mit dem Regionalexpress in Aschaffenburg an. Wir trafen uns direkt im Museum, zu dem auch die Kunsthalle in der Jesuitenkirche direkt am Schlossplatz gehört. Die gebuchte Führung ließ die Gruppe nicht nur die Werke Schads, von denen einige weltberühmte Exemplare auf den fast 3 Stockwerken zu finden sind, sondern auch die etwas weniger bekannten, aber nicht minder eindrucksvollen Bilder Albert Weisgerbers in der zur Kunsthalle umgebauten Jesuitenkirche begutachten. Albert Weisgerber, 10 Jahre älter als Christian Schad und noch bis Ende des Monats Thema der Wechselausstellung, schuf in seiner nur 10 Jahre währenden Schaffensphase um die 400 Werke. Er gilt in der Kunstgeschichte als einer der Wegweiser in die Moderne und er ließ sich von allen möglichen Strömungen der Zeit inspirieren. Das war in der Ausstellung klar ersichtlich. Der Tragik der Geschichte geschuldet blieb dann die Frage zurück, wo er sich hin entwickelt hätte, hätte er den Krieg überlebt.
Nach einer kurzen Pause widmeten wir uns dann Christian Schad, der als einer der maßgeblichen Vertreter der Neuen Sachlichkeit gilt, aber auch zu den Kunstbewegungen des Dadaismus, des Expressionismus bis hin zum Magischen Realismus nach 1945 bedeutende Werke beitrug. Schad war eigentlich Oberbayer, 1894 in Miesbach geboren, in München aufgewachsen und verbrachte seine jüngeren Jahre in verschiedenen Kunstzentren Europas. Geografisch ist die Neue Sachlichkeit stark mit Berlin verbunden, wo Schad ab 1928 lebte. Seine Position in der NS-Zeit (er war Mitglied in der NSDAP) wird unterschiedlich bewertet, einige seiner Werke sind durchaus nicht im Sinne der NS-Ideologie zu sehen. Der Grund, warum das Museum nun in Aschaffenburg angesiedelt ist und Werke aus seiner gesamten Schaffenszeit zeigt, liegt ebenfalls in seiner Biografie: Nachdem er während des Zweiten Weltkriegs einige private Aufträge in der unterfränkischen Stadt erhalten hatte, beauftragte ihn die Stadtverwaltung, eine Kopie der „Stuppacher Madonna“ von Matthias Grünewald, herzustellen. Der Meister des Details nahm den Auftrag dankend an und so wurde aus dem zeitweisen Engagement ein Wohnortswechsel aus dem von Bomben zerstörten Berlin in die nordbayerische Provinz. Schad und seine zweite Ehefrau Bettina, die er in dieser Zeit kennenlernte war maßgeblich an der Entstehung des Museums beteiligt
Für uns war es eine sehr informative Führung mit interessanten Einblicken in Werke und persönliche Lebensumstände beider Künstler.
Den Abschluss bildete ein gemeinsames Abendessen in einem nahegelegenen Restaurant, in dem auch noch gute Livemusik geboten wurde. Zum Glück gibt es genug Züge in die unterfränkische Nachbarstadt und die kleine Gruppe trat nach einer gelungenen Exkursion die nicht allzu lange Heimreise an.
Lioba Gieles
für die Bezirksgruppe Würzburg-Bad Kissingen