Die CDU-Kreistagsfraktion Lippe hatte am 23.09.2025 zur Podiumsdiskussion eingeladen – ein Treffen, das man durchaus als „Baustellenkonferenz der guten Vorsätze“ bezeichnen konnte. Politiker, Unternehmer, Planer und Architekten diskutierten – moderiert von Architektin Andrea Nolting (BDB) – über nichts Geringeres als die Zukunft des Bauens in Lippe und ein Stück weit auch in Nordrhein-Westfalen.
Mit auf dem Podium: Daniel Sieveke (Staatssekretär im Ministerium für Heimat, Kommunales, Bauen und Digitalisierung), Daniel Nunne (Geschäftsführung Kögel und Nunne Bau GmbH), Thorsten Kleinebekel (Vorstand/Geschäftsführung Wohnbau eG), Ralph Nolte (Vertreter der Ing.-Kammer NRW und Landesvorstand BDB NRW), Andreas Kasper (Vorsitzender der CDU-Kreistagsfraktion Lippe), Andrea Nolting (Leitungsteam BDB – BG Lippe-Höxter, Mitglied der CDU-Kreistagsfraktion Lippe), Markus Baier (Sprecher der AG Historische Stadt- und Ortskerne in NRW, Bürgermeister Alte Hansestadt Lemgo) und Borris Ortmeier (Bürgermeister Stadt Barntrup).
Diskutiert wurden die Themen, die derzeit alle bewegen: Baugenehmigungen, Baukosten, Fachkräftemangel, Digitalisierung – und natürlich der Wunsch nach bezahlbarem Wohnraum. Staatssekretär Sieveke betonte, man habe „alle Hebel in die richtige Stellung gebracht“, um den sogenannten BAU-Turbo zu starten. Doch Turbos brauchen nicht nur den richtigen Hebel, sondern auch genügend Treibstoff: Genehmigungen vereinfachen, digitale Verfahren etablieren, Bürokratie abbauen. Nur Papierakten durch PDF und E-Mail zu ersetzen, reicht nicht – sonst bleibt der Turbo im Leerlauf. Eine durchgängige Medientreue in digitalen Baugenehmigungsverfahren wird noch Jahre brauchen; Zielmarke: 2030. Dafür braucht es Budget und Qualifikation.
Ein konkreter Schritt: die neue Oldtimer-Regelung für Bestandsbauten. Sie ermöglicht vereinfachte Verfahren bei Sanierungen, Umbauten und Nachverdichtungen – weniger Bürokratie, mehr Nachhaltigkeit, denn das ökologischste Gebäude ist das, das bereits steht.
Auch technisch geht es voran: Der neue EasyCode zur Stahlbau-DIN EN 1993, aus den Reihen der Ingenieur:innen durch die IKBau NRW umgesetzt und von der Ministerin eingeführt, entlastet Statiker spürbar. Klare Strukturen, digitale Aufbereitung, logische Verknüpfungen sparen Zeit und Nerven. Das Hilfsmittel deckt rund 80 % der Bauvorhaben ab; die restlichen 20 % werden weiterhin nach DIN EN 1993 berechnet.
Zukunftsweisend klang der Ruf nach mehr einfachem und experimentellem Bauen (Gebäudetyp E) – ein Plädoyer für Mut, Kreativität und neue Materialien. Innovationen sollen nicht an überholten Vorschriften scheitern, sondern gefördert werden. Fortschritt und Kostensenkung entstehen durch das Ausprobieren – bei Architekt:innen und Ingenieur:innen rannte man damit offene Türen ein, so Nolte.
Beim bezahlbaren Wohnraum zeigte sich: Betroffen ist längst die Mitte der Gesellschaft. Damit der Markt in Bewegung kommt, braucht es Vertrauen – in politische Entscheidungen, Förderprogramme und stabile Rahmenbedingungen. Ohne Vertrauen keine Investitionen, ohne Investitionen bleibt der Turbo ein schöner Begriff.
Zum Schluss eine Erkenntnis, die über Gesetze hinausgeht: Bauen ist Teamarbeit, Verantwortung beginnt beim Einzelnen. Gut bezahlte Mitarbeiter:innen in Planungsbüros und Bauämtern tragen Führungsverantwortung – mit oder ohne Titel. Sie prägen die Prozesse, die das Bauen von morgen bestimmen. Handeln sie mit Überzeugung, Weitsicht und Eigenverantwortung, kommt Innovation zurück – ganz ohne Verordnung von oben.
„Zukunft wird gebaut“, heißt das Motto des BDB – Bund Deutscher Baumeister – am Ende der Diskussion. Vielleicht stimmt das. Gebaut wird sie nicht von Paragrafen, sondern von Menschen, die Verantwortung übernehmen.
Text: Ralph Nolte, BDB Lippe-Höxter Foto: Moritz Kasper (Vorsitzender Junge Union Lemgo)