Am 03. Juli fand das diesjährige Sommerfest der BDB-Bezirksgruppe Berlin statt. Die zahlreich erschienenen Gäste trafen im Garten der BDB-Bundesgeschäftsstelle zusammen. Anlass des Sommerfestes war neben der mittlerweile lieb gewonnenen Tradition das Jubiläum der beiden Landesteile Berlin und Brandenburg, die auf ein gemeinsames berufspolitisches Engagement von 100 Jahren zurückblicken können. Anlässlich dieser Erfolgsgeschichte beglückwünschte BDB-Präsident Christoph Schild die BG Berlin.
Die auf dem Sommerfest gehaltene Rede veröffentlichen wir hier als Kommentar.
Während wir heute hier auf der auf der Jubiläumsparty des BDB in Berlin und Brandenburg den Blick fest nach vorne erleben dürfen, erleben wir auf anderen Anlässen nur zu oft auch die Sehnsucht nach der lieb gewonnenen „alten Party“.
Schaut man aktuell auf unser Land, dann sehnen sich die Menschen nach der „Party“ ohne Kriege, ohne Krisen, ohne Klimawandel, mit verlässlichem Wirtschaftswachstum, niedriger Inflation, niedrigen Zinsen und stetiger Wahrung des Wohlstands.
Blickt man auf die Bauernproteste zum Deutschen Bauerntag vergangene Woche in Cottbus, dann sollen die 40 % Subventionen, die diese Party überhaupt erst ermöglichen mit keinem Cent in Frage gestellt werden.
Schaut man zur Party der KFZ-Lobby, dann ist da die Sehnsucht nach der nicht enden dürfenden Party mit dem Sound der Verbrennungsmotoren nach diesem besonderen Dieseltakt ohne Tempolimit auf immer neu asphaltierten Straßentanzflächen.
Schaut man zur Party der Bauherren und Hauseigentümer, dann ist dort die Party-Sehnsucht nach Neubauten weiterhin größer als nach dem Altbau, die Nachfrage nach bezahlbaren Flächen für Einfamilienhäuser genauso ungebremst, wie die besonderen Grundstückslagen direkt am Wasser. Der Baustoff Holz dient höchstens für die „Partymöbel“ und das „Tanzparkett“. Die Fassade bleibt nach wie vor gerne dem gebrannten Klinker vorbehalten und der Schornstein auf dem Ziegeldach ist ein überzeugtes Partybekenntnis für die Heizung mit der lieb gewonnenen Flamme.
Wenn wir nun aber ehrlich sind, dann stammen alle diese Sehnsüchte nach einem Weiterfeiern der lieb gewonnenen „alten Party“ nicht von den jüngsten in unserem Land, sondern eher von der „Forever Young – Generation“. Die junge Genration, also die nicht „ewig jungen“ sondern die „wahren jungen“, also unsere Kinder, Enkel und Urenkel empfinden nicht die Sehnsucht nach den Partys ihrer Eltern oder Großeltern. Sie haben eher Zweifel in der Zukunft gar keine Party mehr feiern zu können.
Wenn wir uns hier wieder ehrlich machen, dann wissen wir doch ganz genau, dass die jungen Menschen, die sich auf dem Asphalt festkleben, den Finger in die wahre Wunde legen. Sie stellen das Festhalten Vieler an der alten Party zu Recht in Frage und vielleicht reagieren ja auch gerade deswegen so viele gereizt darauf.
Dabei wissen wir doch gerade nach den letzten Hochwasserkatastrophen in unserem Land nur zu genau, dass das Weiterfeiern unserer alten Partys schließlich dazu führt, dass in unserem Festzelt unerträgliche Temperaturen herrschen werden, es den Stürmen nicht mehr standhalten kann oder einfach vom Hochwasser weggeschwemmt wird.
Es heißt also auch Abschied zu nehmen von den alten Partys.
Abschied von einer Gebäudeerstellung ohne Rücksicht auf den CO2-Stempel, den Flächenverbrauch und den entstehenden Müll.
Abschied von einem Gebäudebetrieb mit Gas- und Ölheizungen.
Abschied vom Straßenverkehr mit Verbrennungsmotoren auf immer größeren Asphaltpisten.
Sich von einer Party zu verabschieden, heißt aber doch nicht künftig keine Party mehr feiern zu können. Es heißt lediglich sich zu trauen die alte Party hinter sich zu lassen, nach vorne zu schauen, offen zu sein und sich auf den Weg zu einer neuen Party zu machen. Sicherlich wird die neue Party eine andere sein: In den Architektur- und Ingenieurbüros wird die Planungsmethode BIM und die künstliche Intelligenz unweigerlich Einzug halten. Wir werden uns mehr und mehr auf das Sanieren und Umbauen konzentrieren. Die noch notwendigen Neubauten werden wir flächensparend, CO2 neutral, demontierbar und wiederverwertbar planen und bauen. Der Gebäudetyp-E wird uns die Möglichkeiten zur Rückkehr zum einfachen Bauen zeigen. Die Nahwärme, die Fernwärme, die Solarthermie oder auch die Wärmepumpe werden in unseren Gebäuden die nötige Wärme erzeugen. Die Dachflächen schützen uns künftig nicht nur vor Wind und Wetter, sie werden außerdem zu kleinen Photovoltaikkraftwerken, die uns grünen Strom liefern.
Alles kein Hexenwerk, alles machbar und die Architekt:Innen und Ingenieur:Innen des BDB können das, sie sind in der Lage die notwendige Bauwende zu gestalten.
Von der Politik brauchen wir dafür:
70 Jahre BDB Berlin und 30 Jahre BDB in Brandenburg zeigen eindrucksvoll was in unserem Land von seinen Architekt:Innen und Ingenieur:Innen bzw. seinen Bürgerinnen und Bürgern geschaffen wurde.
Nehmen wir das, was wir haben nicht zum Anlass, wie eine Glucke ängstlich auf dem Erreichten zu verharren, sondern wie der BDB in Berlin und Brandenburg nach vorne zu schauen, weiterzugehen und offen zu sein für eine neue Party. Für eine Party die vor allem weltoffen und divers ist und keine Menschen ausgrenzt. Das ist übrigens für die Bauwirtschaft von elementarer Bedeutung und das beschreibt auch auf den Punkt die Philosophie des BDB. (Aus rd. Gründen gekürzt).
Theresa Keilhacker, Präsidentin der Berliner Architektenkammer. Foto: Dr. Alexander Gaulke.
Gäste der BG Berlin. Foto: Dr. Alexander Gaulke.
BDB Präsident Christoph Schild und BDB Hauptgeschäftsführer Martin Wittjen. Foto: Dr. Alexander Gaulke.
Dr. Ralf Ruhnau, Präsident der Baukammer Berlin, Foto: Dr. Alexander Gaulke.
Christian von Oppen, Foto: Dr. Alexander Gaulke.
Andreas Rietz, Stellvertr. Vorsitzender BG Berlin, Foto: Dr. Alexander Gaulke.