Seit der Herbststurm Xavier im Jahr 2017 viele Bäume auf dem Hagenmarkt zerstört hatte, befindet sich der Innenstadtplatz im Fokus der Stadtöffentlichkeit. Bei dem von der Stadtverwaltung angestossenen Beteiligungsprozess für die Neugestaltung kam es zu kontroversen Diskussionen besonders über den Stellenwert des motorisierten Verkehrs und den Anteil der Begrünung. Im April rief die Stadt einen freiraumplanerischen Realisierungswettbewerb aus, dessen Ergebnisse voraussichtlich Ende September öffentlich vorgestellt werden.
Die bereits jetzt in der St. Katharinenkirche ausgestellten Entwürfe Braunschweiger Studierender sind im Herbst 2021 am Institut für Landschaftsarchitektur (ILA) der TU Braunschweig entstanden. Sie nehmen nicht den jetzt ausgeschriebenen Wettbewerb vorweg, aber demonstrieren eindrücklich das weite Spektrum möglicher Gestaltungen, die sich ergeben, wenn Wünsche und Anregungen der Öffentlichkeit aufgenommen und mit den Herausforderungen des Klimawandels und der sorgsamen Beachtung des Bestandes kombiniert werden. Das Kriterium der Resilienz spielt in allen Entwürfen eine zentrale Rolle – also die Herausforderungen, die bei innerstädtischen Freiräumen bei zunehmend extremen Temperaturen, Dürreperioden, Stürmen und Starkregenereignissen auftreten.
Viele spannende Fragen kann man stellen: Soll am Hagenmarkt das Urbane erlebt werden, also: Diversität, Zufallsbegegnung, Konfrontation öffentlicher Interessen? Oder soll ein Ausgleich geschaffen werden zu den Herausforderungen einer Stadt? Welche festen Setzungen ermöglichen eine vielseitige Aneignung, ein gemeinschaftliches Zusammenkommen, eine hohe Aufenthaltsqualität für unterschiedlichste Nutzung, für Spiel und Erholung? Wie kann der von Verkehrstrassen zerschnittene Ort als zusammenhängender Platz wahrnehmbar werden? Welche Präsenz gestehen wir Retentionsflächen zu, die auf Starkregenereignisse reagieren? Wie kann klimaverbesserndes Stadtgrün mit der Beachtung historischer Bezüge kombiniert werden? – Und mögliche Antworten können noch bis zum 30.September direkt am Ort des Geschehens in der Katharinenkirche begutachtet werden…
Die Auseinandersetzung des Institut für Landschaftsarchitektur mit dem Hagenmarkt ist außerdem dargestellt in der gerade erschienenen Publikation „Reallabor Hagenmarkt“ (hg. von Elisabeth Endres, Gabriele G. Kiefer, Folke Köbberling und Tatjana Schneider).
WAS: Ausstellung „Hagenmarkt – Platz der Zukunft“
WANN: bis zum 30. September 2022, Montag bis Freitag 9 bis 13 Uhr
WO: St. Katharinenkirche am Hagenmarkt, Braunschweig