Seit den ersten Tagen meines Architekturstudiums hat sich die Baubranche stetig weiterentwickelt. Doch in den aktuellen, herausfordernden Zeiten sind präzise Analysen von Grundstücken und energetische Sanierungen wichtiger denn je geworden. Es ist zunehmend schwieriger, Projekte wirtschaftlich zu realisieren.
Als Partner bei MAAS & PARTNER Architekten war Akquise schon immer ein bedeutender Teil meiner Arbeit. Doch jetzt hat dieser Anteil stark zugenommen. Die Einschätzung von Grundstücken und das Heben des Baupotenzials sind essenziell geworden. Der übliche Weg ist dabei zeitaufwendig: Zunächst wird der Katasterplan überprüft, anschließend das Grundstück in ein CAD-Programm eingegeben, Klötzchen werden gebaut, Flächen berechnet und schließlich die Kosten kalkuliert. Ein halber Tag ist schnell verloren, ohne zu wissen, ob das Projekt überhaupt realisierbar ist.
Unser Motto lautet daher: “Wir müssen rechnen, bevor wir zeichnen.” Die Vision war ein Tool, das auf Anhieb alle relevanten Daten zum Bestand sowie das Baupotenzial liefert. Doch das Baurecht ist komplex. Die Lösung war klar: Künstliche Intelligenz (KI), die aus dem deutschen Gebäudebestand lernt. Unsere KI hat bereits mehrere Preise gewonnen und revolutioniert unseren Arbeitsalltag.
Wie hilft uns dieses Tool nun konkret?
Wenn wir eine Adresse erhalten, geben wir diese in syte ein und bekommen sofort die Bestandsdaten angezeigt: Bruttogrundfläche (BGF), Grundflächenzahl (GRZ), Geschossflächenzahl (GFZ), Geschossigkeit, Hüllfläche und mehr. Zudem ermittelt das Tool den Energiebedarf und das Photovoltaikpotenzial. Allein diese Informationen bieten unseren Bauherren bereits einen erheblichen Mehrwert.
Doch das Baupotenzial ist entscheidend. In Form eines Dashboards werden die wichtigsten Indikatoren wie die erstellbare BGF, die Höhe des Gebäudes und die Geschossigkeit dargestellt. Diese Angaben lassen sich in der App direkt über ein Mess- und Höhen-Tool überprüfen. Auf Knopfdruck kann eine Projektkalkulation erstellt werden, die drei verschiedene Szenarien für das jeweilige Grundstück vergleicht: “Bestand”, “Nachverdichtung und Sanierung” sowie “Neubau”.
Automatisch werden Stellplätze kalkuliert und auch Tiefgaragen in die Kalkulation einbezogen. Eine Kostenschätzung nach DIN 276 für die 100er-Kostengruppen wird erstellt. Die Mieten und Kaufpreise an der jeweiligen Adresse werden abgefragt und eine Projektentwicklungskalkulation, oft als “Bierdeckelkalkulation” bezeichnet, wird erstellt. Am Ende werden die KfW-Fördermittel berechnet und der Residualwert für jedes der drei Szenarien aufgezeigt. All dies geschieht vollautomatisch auf einen Klick. Selbstverständlich können diese Daten geändert und exportiert werden.
Zusätzlich wird eine Marktanalyse (Mikro- und Makroebene) angeboten, die uns hilft, den Standort besser zu verstehen. Wo sind die nächsten Nahversorger? Wie lange dauert es bis zur nächsten Bushaltestelle? Wie alt sind die Bewohner im Umfeld und wie hoch ist der durchschnittliche Verdienst? Mit diesen Informationen entwickeln wir ein passendes Nutzungskonzept für das Grundstück.
Wenn wir sehen, dass sich das Projekt rechnet, können wir auf Knopfdruck 50 Seiten Projektinformationen exportieren. Möchten wir noch die Architektur zeigen, laden wir einfach die Umgebung und das Grundstück in 2D und 3D in unser BIM-Programm. Will der Bauherr wissen, wie er den Bestand sanieren kann und was die wirtschaftlichsten Schritte sind, erzeugen wir mit syte einfach einen Sanierungsfahrplan inklusive Cashflow-Berechnung.
Mit diesen Informationen sind wir für jeden Pitch und Kunden bestens vorbereitet und können live in der App das Projekt anpassen. Dies erzeugt eine hohe Transparenz beim ersten Meeting und bindet den Bauherren voll in den Findungsprozess ein. Die für uns so wichtige Phase 0 ist dadurch zu einem der effektivsten Schritte im Arbeitsprozess geworden und aus unserem Alltag nicht mehr wegzudenken.
Ich glaube, dass KI und Programme dafür sorgen, dass wir deutlich effektiver und zielgerichteter entwerfen können. In Zukunft werden sicher auch Leistungen von Fachplanern in den frühen Phasen bereits per KI berücksichtigt. So kann ich mir vorstellen, dass das Verschieben einer Deckenplatte im BIM-Programm dem Nutzer direkt angezeigt wird, dass dies mehr Bewehrung benötigt, das Gebäude teurer wird und mehr CO2 in der Produktion erzeugt wird. Dies wird meiner Meinung nach den Entwurfsprozess deutlich verbessern und integraler machen.
Matthias Zühlke ist BDB-Mitglied, Architekt und Visionär. Sein Unternehmen syte bietet KI-basiert und in Echtzeit für Planer:innen, Makler:innen, Projektentwickler:innen und Behörden alle Potenziale und Daten zum Objekt – von der Grundstückssuche über Baupotenziale, Projektkalkulationen bis hin zu Energie- und Photovoltaikpotenzialen. Dafür wurde syte 2023 mit dem Deutschen KI-Preis ausgezeichnet.
Die syte-Plattform bietet KI-basiert und in Echtzeit für Banken, Behörden, Makler, Planer und Projektentwickler alle Potenziale und Daten zum Objekt – von der Grundstückssuche über Baupotenziale und Projektkalkulationen bis hin zu Energie- und Photovoltaikpotenzialen. Dafür wurde syte 2023 mit dem Deutschen KI–Preis ausgezeichnet.